BERICHT 20.02.2020
In der heutigen Ausgabe unserer Rubrik "Klein trifft groß" treffen zwei Greco-Ringer aufeinander. Der fünfzehnjährige Lucas Braunbart und Valentin Lupu haben sich ausgetauscht und trotz des Altersunterschieds einige Gemeinsamkeiten entdeckt.
Lucas Braunbart: Valentin, wie bist Du eigentlich zum Ringen gekommen?
Valentin Lupu: Ich bin zum Ringen gekommen, weil mein Vater Ringer gewesen ist. Er war zu seiner aktiven Zeit in der rumänischen Nationalmannschaft und ist auch mein erster Trainer gewesen. Ich komme aus einer richtigen Sportlerfamilie, wo das Ringen schon immer einen hohen Stellenwert hatte. Auch andere Sportarten sind in meiner Familie sehr präsent. Meine Schwester hat Handball gespielt. Meine große Leidenschaft war aber immer das Ringen!
LB: Wie alt warst Du als Du mit dem Ringen angefangen hast?
VL: Mit zwölfeinhalb habe ich angefangen. Das ist zwar etwas spät, aber man kann in dem Alter auch noch gut einsteigen. Wie alt bist Du denn und wann hast Du mit dem Ringen angefangen?
LB: Ich bin jetzt 15 und habe mit zehn angefangen. Bei mir war das so, dass ich mit meinem Vater zu den Kämpfen vom ASV gegangen bin. In dem Jahr, in dem Nendingen die zweite Meisterschaft geholt hat, wollte ich dann auch unbedingt anfangen.
Was war Dein größter sportlicher Erfolg bisher?
VL: In Rumänien habe ich verschiedene Erfolge im Junioren- und Kadettenbereich erringen können. Im Einzelbereich konnte ich erst recht spät meinen größten Erfolg feiern. Ich bin im Alter von 30 Jahren das erste Mal rumänischer Meister im Männerbereich geworden. Das war im Jahr 2014! Dass das so lange gedauert hat, lag vor allem an der großen Konkurrenz in meiner Gewichtsklasse. In der Kategorie bis 60 Kilogramm gibt es sehr viele starke rumänische Ringer, die auch internationale Erfolge feiern konnten. Eusebiu Diaconu ist zum Beispiel ein bisschen älter als ich und ist 2007 Europameister gewesen. Es war nicht leicht sich gegen so viele hochkarätige Ringer behaupten zu können und es hat etwas gedauert, aber ich habe dann doch noch den Titel gewinnen können. Was war denn Dein größter sportlicher Erfolg bisher?
LB: Ich bin mal Bezirksmeister gewesen, war in letzter Zeit aber nicht mehr so oft bei Turnieren dabei. Warst Du denn bei Deinen ersten Wettkämpfen aufgeregt?
VL: Nein, eigentlich nicht besonders. Ich war recht schnell erfolgreich im Jugendbereich und das hat mir sehr viel Sicherheit gegeben. In meiner Jugend war ich sehr ehrgeizig und fokussiert auf den Sport. Nachdem ich nur ein halbes Jahr gerungen habe, konnte ich schon den fünften Platz bei den rumänischen Meisterschaften schaffen. Ein Jahr darauf war ich dann schon Vizemeister meines Jahrgangs.
LB: Wie sieht es denn jetzt bei Dir mit der Nervosität vor den Kämpfen aus?
VL: Eine gewisse Aufgeregtheit gehört für mich auch jetzt in meinem Alter von 36 Jahren ein Stück weit dazu. Diese Gefühle können positiv sein, wenn man es schafft, durch die Spannung auf den Punkt konzentriert zu bleiben. Wenn man aber zu nervös ist, kann man sich nicht auf den Kampf konzentrieren und seine Leistung bringen. Wie ist das denn Dir?
LB: Ich bin schon manchmal sehr aufgeregt vor den Kämpfen. Gerade zuletzt war ich sehr nervös vor meinem ersten Kampf in der Oberliga, weil ich gar nicht gewusst habe, was da auf mich zukommt.
VL: Was machst Du, um Deine Nervosität in den Griff zu kriegen?
LB: Ich höre dann meistens Musik, um etwas runterzukommen.
VL: Ja, das mache ich auch meistens, um mich auf den Kampf zu konzentrieren. Es macht auch einen Unterschied, mit welchem Ziel man in einem Kampf geht. Wenn man weiß, dass man unbedingt einen hohen Sieg holen muss, ist der Druck natürlich größer.
LB: Wann hast Du gemerkt, dass Dir der Greco-Stil besser liegt?
VL: Das war gar nicht so eine bewusste Entscheidung (lacht). In Rumänien haben wir für die beiden Stilarten unterschiedliche Trainer. Da mein Vater Greco-Ringer gewesen ist und dann als Greco-Trainer gearbeitet hat, bin ich auch automatisch beim griechische-römischen Stil gelandet. Auch der Verein, bei dem mein Vater Trainer gewesen ist, war spezialisiert auf den Greco-Stil. Freistil habe ich eigentlich erst angefangen, seit ich in Deutschland bin. Warum hast Du Dich denn für den Greco-Bereich entschieden?
LB: Ich bin nicht so gut zurechtgekommen mit den Beinangriffen und der Abwehr. Ich fand es immer besser, sich nur auf den Oberkörper konzentrieren zu können. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich eher den Greco-Stil bevorzuge.
Was hast Du denn für Ziele mit dem ASV?
Mein Traum als Sportler ist es natürlich, mit dem ASV die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Ich bin damals leider nicht Teil des Teams gewesen, das dreimal hintereinander die Meisterschaft geholt hat. Rückblickend ist das natürlich schade, weil sich schon die Möglichkeit hätte ergeben können, Teil dieser erfolgreichen Mannschaft zu sein. Aber ich habe mich damals für einen anderen Weg entschieden. Wir müssen jetzt eben den Titel in der DRL holen! (lacht) Mir ist es als Trainer sehr wichtig, dass ich anderen Kindern und Jugendlichen weitergeben kann, was ich alles von meinem Vater gelernt habe. Es ist für mich toll mitanzusehen, dass zum Beispiel mein elfjähriger Sohn im Ringen so erfolgreich ist. Er ist rumänischer Jugendmeister geworden - und damit erfolgreicher als ich es zu meiner Zeit gewesen bin. Aber er ist im Gegensatz zu mir im Freistil aktiv.
LB: Hast Du schonmal schwerere Verletzungen gehabt?
VL: Ja, ich habe in den letzten Jahren einige schwere Verletzungen gehabt. Die schwerste war sicher ein Bandscheibenvorfall, der im Jahr 2009 eine Operation an der Nackenwirbelsäule nach sich zog. Ich habe einen Titanprothese bekommen und musste ein Jahr lang pausieren. Ich habe mich dann auf die Familie konzentriert und angefangen in Trossingen als Trainer zu arbeiten. Ganz langsam habe ich dann wieder rangekämpft und in unterklassigen Ligen einzelne Einsätze gehabt. Als ich dann dort mehr Sicherheit bekommen habe und die Belastung immer besser verkraften konnte, wusste ich dass ich auch wieder höherklassig ringen kann. Ich hatte aber auch viele andere Verletzungen und bin auch schon an beiden Knien, der Nase und der Schulter operiert worden. Ringen ist ein harter Sport. Aber bislang hat mich keine Verletzung dazu bringen können, mit dem Sport aufzuhören. Aber ich merke schon, dass ich nicht mehr so gut wie früher bin. Einige Aktionen kann ich nicht mehr so durchziehen wie zu meinen besten Zeiten. Wie sieht das denn bei Dir aus mit Verletzungen?
LB: Bislang habe ich mich noch nie schwerer verletzt. Ich versuche darauf zu achten, dass ich bei bestimmten Aktionen relativ sanft auf die Matte aufkomme.
VL: Als ich jünger war, bin ich komplett an meine Grenzen gegangen und habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ich mich verletzen könnte. Es hat nur gezählt, ob ich einen Kampf gewinnen kann. Es ist auch gut, sich als junger Sportler auszuprobieren und an seine Grenzen heranzutasten. Man muss dafür auch ein Stück weit unbedarft sein. Mit meiner Verletzungshistorie und in meinem Alter sehe ich das jetzt natürlich ganz anders. Natürlich will ich noch immer unbedingt meine Kämpfe gewinnen und meine Ziele erreichen. Sobald der Kampf jedoch vorbei ist, zählt nur, dass ich gesund bleibe.
LB: Musst Du sehr darauf achten, Dein Gewicht halten zu können?
VL: Viele meiner früheren Trainer aus Rumänien haben mir damals immer gesagt, dass der erste Gegner eines Ringers die Waage ist. Man kann noch so gute Techniken beherrschen, aber wenn man an der Waage scheitert, nützt einem das gar nichts. Ich bin schon seit 1999 in der selben Gewichtsklasse von bis 60 Kilogramm. Das ist etwas, worauf ich tatsächlich sehr stolz bin, weil es wirklich schwer ist, über einen so langen Zeitraum sein Gewicht zu halten.
LB: Musst Du dafür sehr auf Deine Ernährung achten und Diät halten?
VL: Ja, es ist wirklich wichtig sich gesund zu ernähren und ab einer gewissen Uhrzeit abends gar nichts mehr zu essen. Und das regelmäßige Training ist natürlich auch wichtig. Ich bin in der glücklichen Situation, dass meine körperlichen Voraussetzungen so gut sind, dass ich nach einem richtig harten Training bis zu zweieinhalb Kilogramm abnehmen kann. Unmittelbar vor Wettkämpfen kann man zusätzlich noch versuchen, weniger zu essen und zu trinken, um Gewicht verlieren zu können. In welcher Gewichtsklasse bist Du denn, Lucas?
LB: Ich hab früher in der Kategorie bis 73 Kilogramm gekämpft, wollte aber selbst in einer leichteren Klasse antreten und habe dann etwas abgenommen. Bei 75 Kilogramm sind die Gegner teilweise zu stark für mich gewesen. Ich versuche darauf zu achten, wenig Kalorienreiches zu mir zu nehmen und viel Obst zu essen, dann passt das schon.
VL: Ich denke, im Deinem Alter ist es wichtig, dass Du für Dich herausfindest, wo Dein Idealgewicht ist. Nur wenn Du dort dann auch kämpfst und bei voller Kraft bist, kannst Du Fortschritte machen. Mit 15, 16 Jahren können ein, zwei zusätzliche Trainings in der Woche einen großen Unterschied machen. Du musst jetzt dranbleiben, Dir einzelne Ziele setzen und dann schon bald merken, dass Du erste Früchte Deiner Arbeit ernten kannst. Wie oft trainierst Du denn in der Woche?
LB: Ich trainiere zweimal wöchentlich und zusätzlich jede zweite Woche montags. Dann meistens an den Gewichten.
VL: In Deinem Alter müsstest Du eigentlich mindestens dreimal in der Woche trainieren.
LB: Ich weiß, aber es ist nicht so einfach, Schule und Ausbildung mit dem Sport unter einen Hut zu kriegen. Wie oft bist Du im Training?
VL: Dadurch, dass ich mittlerweile nicht mehr Profi bin, sondern seit bereits zehn Jahren auch als Schichtarbeiter tätig bin, ist es bei mir mit dem Training nicht mehr so einfach wie früher. Mittlerweile kann ich eigentlich nur mehr richtig intensiv trainieren, wenn ich Frühschicht habe. In den Wochen, in denen ich in Spätschicht arbeite, versuche ich mich durch Jogging fitzuhalten.
LB: Wie ist das denn für Dich jetzt in der Deutschen Ringerliga zu kämpfen? Da triffst Du ja auf viele richtige Topringer!
VL: Die letzten beiden Jahre war ich in der Bundesliga für die Red Devils Heilbronn im Einsatz. Dort habe ich letztes Jahr von vier Kämpfen drei Siege holen können. In der DRL ist das Niveau wirklich brutal hoch. Für mich wäre es natürlich angenehmer, wenn ich häufiger gegen andere deutsche Ringer antreten könnte. (lacht) Meistens geht es für mich aber gegen absolute Topathleten, die zehn oder fünfzehn Jahre jünger als ich sind, täglich trainieren können und viele internationale Erfolge vorweisen können. Das ist keine leichte Aufgabe für mich, aber es ist für mich eine tolle Erfahrung, mich in meinem Alter nochmal mit so vielen jungen Weltklasseringern messen zu können! Dafür bin ich wirklich dankbar.
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Klein trifft groß:Mit Lucas Braunbart und Valentin Lupu
In der heutigen Ausgabe unserer Rubrik "Klein trifft groß" treffen zwei Greco-Ringer aufeinander. Der fünfzehnjährige Lucas Braunbart und Valentin Lupu haben sich ausgetauscht und trotz des Altersunterschieds einige Gemeinsamkeiten entdeckt.
Lucas Braunbart: Valentin, wie bist Du eigentlich zum Ringen gekommen?
Valentin Lupu: Ich bin zum Ringen gekommen, weil mein Vater Ringer gewesen ist. Er war zu seiner aktiven Zeit in der rumänischen Nationalmannschaft und ist auch mein erster Trainer gewesen. Ich komme aus einer richtigen Sportlerfamilie, wo das Ringen schon immer einen hohen Stellenwert hatte. Auch andere Sportarten sind in meiner Familie sehr präsent. Meine Schwester hat Handball gespielt. Meine große Leidenschaft war aber immer das Ringen!
LB: Wie alt warst Du als Du mit dem Ringen angefangen hast?
VL: Mit zwölfeinhalb habe ich angefangen. Das ist zwar etwas spät, aber man kann in dem Alter auch noch gut einsteigen. Wie alt bist Du denn und wann hast Du mit dem Ringen angefangen?
LB: Ich bin jetzt 15 und habe mit zehn angefangen. Bei mir war das so, dass ich mit meinem Vater zu den Kämpfen vom ASV gegangen bin. In dem Jahr, in dem Nendingen die zweite Meisterschaft geholt hat, wollte ich dann auch unbedingt anfangen.
Was war Dein größter sportlicher Erfolg bisher?
VL: In Rumänien habe ich verschiedene Erfolge im Junioren- und Kadettenbereich erringen können. Im Einzelbereich konnte ich erst recht spät meinen größten Erfolg feiern. Ich bin im Alter von 30 Jahren das erste Mal rumänischer Meister im Männerbereich geworden. Das war im Jahr 2014! Dass das so lange gedauert hat, lag vor allem an der großen Konkurrenz in meiner Gewichtsklasse. In der Kategorie bis 60 Kilogramm gibt es sehr viele starke rumänische Ringer, die auch internationale Erfolge feiern konnten. Eusebiu Diaconu ist zum Beispiel ein bisschen älter als ich und ist 2007 Europameister gewesen. Es war nicht leicht sich gegen so viele hochkarätige Ringer behaupten zu können und es hat etwas gedauert, aber ich habe dann doch noch den Titel gewinnen können. Was war denn Dein größter sportlicher Erfolg bisher?
LB: Ich bin mal Bezirksmeister gewesen, war in letzter Zeit aber nicht mehr so oft bei Turnieren dabei. Warst Du denn bei Deinen ersten Wettkämpfen aufgeregt?
VL: Nein, eigentlich nicht besonders. Ich war recht schnell erfolgreich im Jugendbereich und das hat mir sehr viel Sicherheit gegeben. In meiner Jugend war ich sehr ehrgeizig und fokussiert auf den Sport. Nachdem ich nur ein halbes Jahr gerungen habe, konnte ich schon den fünften Platz bei den rumänischen Meisterschaften schaffen. Ein Jahr darauf war ich dann schon Vizemeister meines Jahrgangs.
LB: Wie sieht es denn jetzt bei Dir mit der Nervosität vor den Kämpfen aus?
VL: Eine gewisse Aufgeregtheit gehört für mich auch jetzt in meinem Alter von 36 Jahren ein Stück weit dazu. Diese Gefühle können positiv sein, wenn man es schafft, durch die Spannung auf den Punkt konzentriert zu bleiben. Wenn man aber zu nervös ist, kann man sich nicht auf den Kampf konzentrieren und seine Leistung bringen. Wie ist das denn Dir?
LB: Ich bin schon manchmal sehr aufgeregt vor den Kämpfen. Gerade zuletzt war ich sehr nervös vor meinem ersten Kampf in der Oberliga, weil ich gar nicht gewusst habe, was da auf mich zukommt.
VL: Was machst Du, um Deine Nervosität in den Griff zu kriegen?
LB: Ich höre dann meistens Musik, um etwas runterzukommen.
VL: Ja, das mache ich auch meistens, um mich auf den Kampf zu konzentrieren. Es macht auch einen Unterschied, mit welchem Ziel man in einem Kampf geht. Wenn man weiß, dass man unbedingt einen hohen Sieg holen muss, ist der Druck natürlich größer.
LB: Wann hast Du gemerkt, dass Dir der Greco-Stil besser liegt?
VL: Das war gar nicht so eine bewusste Entscheidung (lacht). In Rumänien haben wir für die beiden Stilarten unterschiedliche Trainer. Da mein Vater Greco-Ringer gewesen ist und dann als Greco-Trainer gearbeitet hat, bin ich auch automatisch beim griechische-römischen Stil gelandet. Auch der Verein, bei dem mein Vater Trainer gewesen ist, war spezialisiert auf den Greco-Stil. Freistil habe ich eigentlich erst angefangen, seit ich in Deutschland bin. Warum hast Du Dich denn für den Greco-Bereich entschieden?
LB: Ich bin nicht so gut zurechtgekommen mit den Beinangriffen und der Abwehr. Ich fand es immer besser, sich nur auf den Oberkörper konzentrieren zu können. Deshalb war für mich schnell klar, dass ich eher den Greco-Stil bevorzuge.
Was hast Du denn für Ziele mit dem ASV?
Mein Traum als Sportler ist es natürlich, mit dem ASV die Deutsche Meisterschaft zu gewinnen. Ich bin damals leider nicht Teil des Teams gewesen, das dreimal hintereinander die Meisterschaft geholt hat. Rückblickend ist das natürlich schade, weil sich schon die Möglichkeit hätte ergeben können, Teil dieser erfolgreichen Mannschaft zu sein. Aber ich habe mich damals für einen anderen Weg entschieden. Wir müssen jetzt eben den Titel in der DRL holen! (lacht) Mir ist es als Trainer sehr wichtig, dass ich anderen Kindern und Jugendlichen weitergeben kann, was ich alles von meinem Vater gelernt habe. Es ist für mich toll mitanzusehen, dass zum Beispiel mein elfjähriger Sohn im Ringen so erfolgreich ist. Er ist rumänischer Jugendmeister geworden - und damit erfolgreicher als ich es zu meiner Zeit gewesen bin. Aber er ist im Gegensatz zu mir im Freistil aktiv.
LB: Hast Du schonmal schwerere Verletzungen gehabt?
VL: Ja, ich habe in den letzten Jahren einige schwere Verletzungen gehabt. Die schwerste war sicher ein Bandscheibenvorfall, der im Jahr 2009 eine Operation an der Nackenwirbelsäule nach sich zog. Ich habe einen Titanprothese bekommen und musste ein Jahr lang pausieren. Ich habe mich dann auf die Familie konzentriert und angefangen in Trossingen als Trainer zu arbeiten. Ganz langsam habe ich dann wieder rangekämpft und in unterklassigen Ligen einzelne Einsätze gehabt. Als ich dann dort mehr Sicherheit bekommen habe und die Belastung immer besser verkraften konnte, wusste ich dass ich auch wieder höherklassig ringen kann. Ich hatte aber auch viele andere Verletzungen und bin auch schon an beiden Knien, der Nase und der Schulter operiert worden. Ringen ist ein harter Sport. Aber bislang hat mich keine Verletzung dazu bringen können, mit dem Sport aufzuhören. Aber ich merke schon, dass ich nicht mehr so gut wie früher bin. Einige Aktionen kann ich nicht mehr so durchziehen wie zu meinen besten Zeiten. Wie sieht das denn bei Dir aus mit Verletzungen?
LB: Bislang habe ich mich noch nie schwerer verletzt. Ich versuche darauf zu achten, dass ich bei bestimmten Aktionen relativ sanft auf die Matte aufkomme.
VL: Als ich jünger war, bin ich komplett an meine Grenzen gegangen und habe überhaupt nicht darüber nachgedacht, dass ich mich verletzen könnte. Es hat nur gezählt, ob ich einen Kampf gewinnen kann. Es ist auch gut, sich als junger Sportler auszuprobieren und an seine Grenzen heranzutasten. Man muss dafür auch ein Stück weit unbedarft sein. Mit meiner Verletzungshistorie und in meinem Alter sehe ich das jetzt natürlich ganz anders. Natürlich will ich noch immer unbedingt meine Kämpfe gewinnen und meine Ziele erreichen. Sobald der Kampf jedoch vorbei ist, zählt nur, dass ich gesund bleibe.
LB: Musst Du sehr darauf achten, Dein Gewicht halten zu können?
VL: Viele meiner früheren Trainer aus Rumänien haben mir damals immer gesagt, dass der erste Gegner eines Ringers die Waage ist. Man kann noch so gute Techniken beherrschen, aber wenn man an der Waage scheitert, nützt einem das gar nichts. Ich bin schon seit 1999 in der selben Gewichtsklasse von bis 60 Kilogramm. Das ist etwas, worauf ich tatsächlich sehr stolz bin, weil es wirklich schwer ist, über einen so langen Zeitraum sein Gewicht zu halten.
LB: Musst Du dafür sehr auf Deine Ernährung achten und Diät halten?
VL: Ja, es ist wirklich wichtig sich gesund zu ernähren und ab einer gewissen Uhrzeit abends gar nichts mehr zu essen. Und das regelmäßige Training ist natürlich auch wichtig. Ich bin in der glücklichen Situation, dass meine körperlichen Voraussetzungen so gut sind, dass ich nach einem richtig harten Training bis zu zweieinhalb Kilogramm abnehmen kann. Unmittelbar vor Wettkämpfen kann man zusätzlich noch versuchen, weniger zu essen und zu trinken, um Gewicht verlieren zu können. In welcher Gewichtsklasse bist Du denn, Lucas?
LB: Ich hab früher in der Kategorie bis 73 Kilogramm gekämpft, wollte aber selbst in einer leichteren Klasse antreten und habe dann etwas abgenommen. Bei 75 Kilogramm sind die Gegner teilweise zu stark für mich gewesen. Ich versuche darauf zu achten, wenig Kalorienreiches zu mir zu nehmen und viel Obst zu essen, dann passt das schon.
VL: Ich denke, im Deinem Alter ist es wichtig, dass Du für Dich herausfindest, wo Dein Idealgewicht ist. Nur wenn Du dort dann auch kämpfst und bei voller Kraft bist, kannst Du Fortschritte machen. Mit 15, 16 Jahren können ein, zwei zusätzliche Trainings in der Woche einen großen Unterschied machen. Du musst jetzt dranbleiben, Dir einzelne Ziele setzen und dann schon bald merken, dass Du erste Früchte Deiner Arbeit ernten kannst. Wie oft trainierst Du denn in der Woche?
LB: Ich trainiere zweimal wöchentlich und zusätzlich jede zweite Woche montags. Dann meistens an den Gewichten.
VL: In Deinem Alter müsstest Du eigentlich mindestens dreimal in der Woche trainieren.
LB: Ich weiß, aber es ist nicht so einfach, Schule und Ausbildung mit dem Sport unter einen Hut zu kriegen. Wie oft bist Du im Training?
VL: Dadurch, dass ich mittlerweile nicht mehr Profi bin, sondern seit bereits zehn Jahren auch als Schichtarbeiter tätig bin, ist es bei mir mit dem Training nicht mehr so einfach wie früher. Mittlerweile kann ich eigentlich nur mehr richtig intensiv trainieren, wenn ich Frühschicht habe. In den Wochen, in denen ich in Spätschicht arbeite, versuche ich mich durch Jogging fitzuhalten.
LB: Wie ist das denn für Dich jetzt in der Deutschen Ringerliga zu kämpfen? Da triffst Du ja auf viele richtige Topringer!
VL: Die letzten beiden Jahre war ich in der Bundesliga für die Red Devils Heilbronn im Einsatz. Dort habe ich letztes Jahr von vier Kämpfen drei Siege holen können. In der DRL ist das Niveau wirklich brutal hoch. Für mich wäre es natürlich angenehmer, wenn ich häufiger gegen andere deutsche Ringer antreten könnte. (lacht) Meistens geht es für mich aber gegen absolute Topathleten, die zehn oder fünfzehn Jahre jünger als ich sind, täglich trainieren können und viele internationale Erfolge vorweisen können. Das ist keine leichte Aufgabe für mich, aber es ist für mich eine tolle Erfahrung, mich in meinem Alter nochmal mit so vielen jungen Weltklasseringern messen zu können! Dafür bin ich wirklich dankbar.
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